Mit dem Wechsel wachsen - Wirksame Wildpflanzen in den Wechseljahren
- Sandra von der Wilden Werkstatt
- 4. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt Themen, über die spricht man so gern wie über Steuererklärungen oder Fußpilz. Die Wechseljahre gehören definitiv dazu. Irgendwann klopfen sie an – nicht gerade höflich, eher mit der Tür ins Haus. Und plötzlich sitzt man da: verwirrt, müde, schweißgebadet – und googelt zwischen Hitzewallung und Heulkrampf nach Antworten, die einen nicht noch mehr durcheinanderbringen.
So kam auch dieses Thema zu mir. Erst ganz am Rande, dann immer näher – bis es persönlich wurde. Und wie das oft so ist: Je mehr man sucht, desto weniger weiß man am Ende. Die einen schwören auf Soja, die anderen warnen davor. Mal ist alles ganz natürlich, mal eine tickende Zeitbombe. Orientierung? Eher Fehlanzeige.
Aber genau deshalb lohnt es sich, tiefer einzutauchen. Denn wenn das Leben plötzlich eine neue Gangart anschlägt, möchte man nicht einfach überrollt werden. Man will wissen, wie man mitgehen kann – vielleicht sogar mit Würde, Gelassenheit und einem Augenzwinkern.
Die gute Nachricht? Mutter Natur hat uns auch hier nicht vergessen. Seit Jahrhunderten begleiten Pflanzen den weiblichen Körper durch seine Wandlungen – still, beständig und oft wirkungsvoller als gedacht. Und heute? Bestätigt die Wissenschaft, was alte Kräuterfrauen schon lange wussten.

In diesem Beitrag stelle ich dir die wichtigsten hormonwirksamen Wild- und Heilpflanzen vor, die sanft und effektiv durch diese Lebensphase begleiten können – ergänzt durch fundiertes Wissen aus evidenzbasierten Studien.
Sanfte und wirksame Begleiter für eine starke Zeit
Wenn die innere Balance wankt, können Pflanzen zu verlässlichen Gefährtinnen werden. Einige von ihnen wirken ausgleichend auf das hormonelle Geschehen, andere schenken Kraft, lindern Beschwerden oder hellen das Gemüt auf. In dieser Übersicht stelle ich dir acht bewährte Heilpflanzen vor, die Frauen in den Wechseljahren sanft begleiten können – unterstützt durch altes Wissen und moderne Studien.
1. Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) – Die Kraftvolle
Die Traubensilberkerze zählt zu den am besten untersuchten Pflanzen bei Wechseljahresbeschwerden. Sie wirkt nachweislich lindernd bei Hitzewallungen, nächtlichem Schwitzen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Ihr isopropanolischer Extrakt (iCR) bindet an serotoninähnliche Rezeptoren im Gehirn und stabilisiert das thermoregulatorische Zentrum, ohne die Östrogenrezeptoren zu aktivieren – ein Vorteil für Frauen mit hormonabhängigen Risiken.
Wirkstoffe: Triterpenglykoside
Besonders wirksam bei: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen
Wissenschaft: Über 30 klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit, iCR gilt als evidenzbasierter Standard (z. B. Nappi et al., 2005; Wuttke et al., 2003)
Hinweis: Vorsicht bei bestehenden Lebererkrankungen
2. Fenchel (Foeniculum vulgare) – Die Milde
Fenchel wirkt durch das ätherische Öl Anethol sanft östrogenartig und entzündungshemmend. Besonders wirksam zeigt er sich bei vaginaler Trockenheit, Nachtschweiß und leichten Hitzewallungen. Studien aus dem Iran belegen sowohl innerliche als auch äußerliche Anwendungen, etwa als Tee oder Vaginalcreme.
Wirkstoff: Anethol
Besonders wirksam bei: Trockener Vaginalschleimhaut, Hitzewallungen, nächtlichem Schwitzen
Wissenschaft: Positive Studienlage zur Anwendung bei menopausalen Beschwerden (z. B. Kolahdooz et al., 2014)
Hinweis: Auch als wohltuendes Massageöl verwendbar
3. Johanniskraut (Hypericum perforatum) – Die Lichtvolle
Johanniskraut ist bekannt für seine stimmungsaufhellende Wirkung – gerade in der Perimenopause, wenn depressive Verstimmungen, Reizbarkeit oder Rückzug auftreten. Die Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin fördern die Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn und wirken nachweislich antidepressiv.
Wirkstoffe: Hypericin, Hyperforin
Besonders wirksam bei: Leichten bis mittleren depressiven Verstimmungen, Antriebslosigkeit, emotionaler Instabilität
Dosierung: 600–900 mg Pflanzenextrakt täglich über mindestens 2–3 Wochen
Hinweis: Vorsicht bei Medikamenteneinnahme – Johanniskraut kann deren Abbau beschleunigen (z. B. Antibabypille, Antidepressiva)
4. Rotklee (Trifolium pratense) – Die Sanfte
Rotklee enthält Isoflavone wie Genistein und Daidzein, die an Östrogenrezeptoren binden und hormonähnlich wirken. Studien zeigen eine Minderung von Hitzewallungen und positiven Einfluss auf die Knochendichte. Allerdings gibt es Hinweise, dass Genistein die Zellteilung fördern kann – bei hormonabhängigen Erkrankungen ist daher Vorsicht geboten.
Wirkstoffe: Isoflavone (v. a. Genistein, Daidzein)
Besonders wirksam bei: Hitzewallungen, Nachtschweiß, Knochengesundheit
Wissenschaft: Beck et al. (2003) zeigten Besserung vasomotorischer Symptome
Hinweis: Nicht empfohlen bei Brustkrebs oder anderen hormonabhängigen Erkrankungen
5. Soja (Glycine max) – Die Umstrittene
Wie Rotklee enthält Soja Isoflavone, die sich an Östrogenrezeptoren binden. Sie können Hitzewallungen und Schlafstörungen lindern, doch die Wirkung hängt stark von der individuellen Darmflora und Umwandlungsfähigkeit (z. B. Equol-Bildung) ab. Die Studienlage zur Sicherheit bei Brustkrebs ist nicht einheitlich, daher wird Zurückhaltung empfohlen.
Wirkstoffe: Isoflavone
Besonders wirksam bei: Hitzewallungen, innerer Unruhe, Schlafstörungen
Wissenschaft: Populationsstudien zeigen geringere Beschwerden bei sojareicher Ernährung
Hinweis: Unsichere Datenlage bei hormonabhängigen Erkrankungen
6. Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) – Die Ausgleichende
Mönchspfeffer wirkt regulierend auf das hormonelle Gleichgewicht, insbesondere in der frühen Phase der Wechseljahre. Durch die Unterstützung der Progesteronbildung und Beeinflussung des Dopaminhaushalts kann er Spannungsgefühle in der Brust, Reizbarkeit und Zyklusunregelmäßigkeiten lindern.
Wirkstoffe: Agnusid, Flavonoide
Besonders wirksam bei:
Brustspannen, Stimmungsschwankungen, unregelmäßigem Zyklus
Wissenschaft: Positive Effekte durch mehrere randomisierte Studien belegt (z. B. Scheibner et al., 2002)
Hinweis: Besonders geeignet in der Perimenopause
7. Maca (Lepidium meyenii) – Die Stärkende
Maca aus den peruanischen Anden wird traditionell zur Förderung von Vitalität, Libido und Hormonbalance verwendet. Studien zeigen eine messbare Verbesserung von Energie, Stimmung und sexueller Lust – ohne direkte hormonelle Wirkung, dafür über adaptogene Mechanismen.
Wirkstoffe: Sekundäre Pflanzenstoffe, Macamide
Besonders wirksam bei: Erschöpfung, Libidoverlust, Energiemangel
Wissenschaft: Klinische Studien mit positiven Effekten bei 2–8 Monaten Einnahme von 2 g täglich
Hinweis: Gut verträglich, auch als Pulver in Smoothies oder Kapseln anwendbar
8. Yamswurzel (Dioscorea villosa) – Die Verjüngende
Die Yamswurzel enthält Diosgenin, das strukturell dem körpereigenen Progesteron ähnelt. Zwar wird es im Körper nicht direkt in Hormone umgewandelt, doch äußerlich angewendet (z. B. als Creme aus der Apotheke) berichten viele Frauen von besserem Schlaf, erhöhter Hautelastizität und hormonellem Wohlbefinden.
Wirkstoff: Diosgenin
Besonders wirksam bei: Schlafstörungen, Hautalterung, Unruhegefühl
Wissenschaft: Hormonähnliche Wirkung in Tiermodellen; begrenzte Humanstudien
Hinweis: Vor allem zur äußeren Anwendung geeignet
Die Wechseljahre sind keine Störung, die „behandelt“ werden muss – sie sind ein Wandel, der begleitet werden will. Ein Innehalten im Rhythmus des Lebens, das uns auffordert, neu hinzuhören, die Zeichen des Körpers ernst zu nehmen und uns selbst liebevoll zu begegnen.
Die Pflanzen können in dieser Zeit wie gute Freundinnen sein: Sie stärken, was geschwächt ist, sie lindern, was zu viel ist – und sie erinnern uns daran, dass jeder Umbruch auch eine Einladung ist. Eine Einladung, die eigene Kraft wiederzuentdecken, den Alltag mit neuem Blick zu betrachten und den eigenen Weg durch diese Zeit bewusst zu gestalten.
Wer mehr zu dem Thema wissen möchte kann gerne dies in die Kommentare schreiben: Ich werde dann mich an ein umfassenderes Artikel ranmachen.
Quellen (Auswahl):
Wuttke, W. et al. (2003). Pharmacology of Cimicifuga racemosa.
Kolahdooz, F. et al. (2014). Effects of Foeniculum vulgare on menopause symptoms.
Scheibner, M. et al. (2002). Vitex agnus-castus in perimenopausal women.
Beck, V. et al. (2003). Isoflavone from red clover – estrogenic potential and safety.
Aber was ist denn das Richtige und wo bekomme ich es?
Liebe Sandra,
Vielen Dank für Deine Infos tu dem Thema. Wie nehme ich die Traubensilberkerze ein? Ich interessiere mich am meisten für ein Kraut gegen Hitzewallungen und Schlafstörungen.
C
Vielen Dank!
Liebe Sandra,
vielen lieben Dank für die ausführlichen Pflanzenporträts. Ich selbst probiere seit einigen Monaten auch diverse Pflanzenpräparate. Besonders störend empfinde ich die Niedergeschlagenheit, der nächtliche Nachtschweiß tritt nur mehr selten auf. Gerade eben hatte ich nach neunmonatiger Pause wieder eine starke Periodenblutung ...