Samhain – Das Ende der lichtreichen Zeit: Bräuche, Wildpflanzen & Rituale zum Sommerende
- Sandra von der Wilden Werkstatt

- 2. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Samhain (gesprochen “Sow-inn”) markiert das Ende des Sommers und den Beginn der dunklen Jahreszeit. Es ist ein uraltes keltisches Fest, das heute oft mit Halloween assoziiert wird, aber viel tiefere spirituelle und naturbezogene Wurzeln besitzt. In diesem Beitrag erfährst du alles über die Herkunft von Samhain, alte und neue Bräuche, sowie über kraftvolle Wildpflanzen, die in dieser besonderen Zeit gesammelt und verwendet wurden – für Küche, Gesundheit und Rituale.

Was ist Samhain?
Samhain ist eines der vier großen keltischen Jahreskreisfeste und wird vom Sonnenuntergang des 31. Oktobers bis zum 1. November gefeiert. Der Name bedeutet so viel wie „Sommerende“ – und genau das ist es: ein energetischer Wendepunkt. Mit Samhain beginnt die dunkle Jahreshälfte, die Natur zieht sich zurück, Tiere suchen Schutz, und auch wir Menschen sind eingeladen, zur Ruhe zu kommen, nach innen zu blicken und Loslassen zu üben.
Spirituelle Bedeutung:
Tor zur Anderswelt: In dieser Nacht sei der Schleier zwischen den Welten besonders dünn. Kontakte zu Ahnen und Geistern sollen möglich sein.
Neubeginn: Im keltischen Kalender begann mit Samhain das neue Jahr.
Transformation: Ein idealer Zeitpunkt für innere Einkehr, Reflexion und rituelles Loslassen.
Alte Bräuche rund um Samhain
Samhain war kein Fest des Schreckens – sondern ein tief spirituelles Ritual des Übergangs. Einige überlieferte oder wiederentdeckte Bräuche:
Ahnenrituale: Ein Platz am Tisch blieb für die Verstorbenen frei. Kerzen im Fenster wiesen ihnen den Weg.
Räuchern mit Wildpflanzen: Kräuterbündel aus Beifuß, Salbei oder Wacholder reinigten Haus und Seele.
Orakel und Träume: Man versuchte, durch Träume oder Rituale in die Zukunft zu blicken.
Speisen teilen: Oft wurden Speisen auf den Gräbern der Ahnen niedergelegt oder dem Feuer geopfert.
Heutzutage werden Samhain-Rituale oft neu interpretiert – von Meditation über Räucherrituale bis zur Naturküche.

Wildpflanzen im Zeichen von Samhain
Der Spätherbst ist eine Zeit, in der viele Pflanzen ihre letzten Gaben des Jahres anbieten – sei es als Wurzel, Beere oder getrocknete Pflanzenteile. Diese Pflanzen wurden früher gesammelt, konserviert und zu Heilmitteln, Räucherwerk und Speisen verarbeitet.
1. Beifuß (Artemisia vulgaris)
Ritualpflanze für Schutz, Reinigung und Übergänge.
Wird zu Räucherbündeln gebunden oder als Tee bei Verdauungsbeschwerden verwendet.
Enthält Bitterstoffe, ätherische Öle und Thujon – mächtige Pflanze.
2. Wacholder (Juniperus communis)
Räucherstoff zur Reinigung und Schutz vor negativen Energien - sorgt für klaren Geist.
Beeren wirken harntreibend, keimtötend und werden in Wildgerichten verwendet.
Enthält Terpene, ätherisches Öl, Gerbstoffe.
3. Hagebutte (Rosa canina)
Reich an Vitamin C, stärkt die Abwehr in der dunklen Jahreszeit.
Verwendung als Mus, Tee, Sirup oder fermentiert.
Enthält Flavonoide, Fruchtsäuren, Carotinoide.
4. Eberesche / Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Früher als magischer Baum gegen Geister und Dämonen verehrt.
Beeren (nach Erhitzen) als Gelee oder Likör verwendbar.
Enthält Parasorbinsäure – roh meiden.
5. Engelwurz (Angelica archangelica)
Wurzel wirkt wärmend, verdauungsfördernd, stärkend. Perfekt zum räuchern.
In Elixieren und Kräuterlikören – früher „Schutzpflanze gegen das Böse“.
Enthält ätherisches Öl, Bitterstoffe, Cumarine.
Ob als Räucherwerk zur Reinigung, als Tee zur Immunstärkung oder als Ritualpflanze zum Loslassen – Beifuß, Wacholder, Hagebutte & Co. verbinden uns mit alten Naturweisheiten. Sie erinnern uns daran, dass Rückzug kein Verlust ist, sondern ein notwendiger Teil des Kreislaufs.
Wenn wir sie mit Achtsamkeit sammeln und nutzen, schenken sie nicht nur körperliches Wohlbefinden, sondern auch seelische Verbindung mit der Natur.

Nimm dir Zeit für die Stille der Natur.
Erlebe die Magie des Wandels:
Sammle Wildpflanzen mit Achtsamkeit, verräuchere sie im Ritual, koche dir einen Tee aus ihren Blättern, Beeren oder Wurzeln – und rieche und schmecke ganz bewusst hin.
Die feinen Düfte der Pflanzen steigen durch deine Nase direkt ins limbische System – dem Zentrum deiner Emotionen und Erinnerungen. Dort wirken sie beruhigend, ordnend, verbindend.Ein tiefer Atemzug Beifuß oder Wacholder genügt manchmal, um die Gedanken zu klären und dich wieder mit dir selbst und der Erde zu verwurzeln.
Spüre, wie die Natur dich trägt – auch in der Dunkelheit.



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