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Hagebutten verarbeiten: Kerne drinlassen oder entfernen?

Aktualisiert: 11. Okt.

„Weniger pulen, mehr Power – das musst du über Hagebuttenkerne wissen“


Jedes Mal die gleiche Diskussion! Die einen sagen: „Raus damit – sonst juckt’s überall!“. Die anderen: „Viel zu schade, da stecken doch wertvolle Fette drin!“

Hast du dich beim Hagebuttenverarbeiten auch schon mal gefragt, ob diese kleinen Kerle in der Mitte – die Kerne – nun drin bleiben dürfen oder besser rausfliegen sollten?


Härchen und Kerne der Hagebutte
Lecker oder Haarig - die Hagebutte

Willkommen bei einer der ältesten Debatten der wilden Küche!

Zeit, das Ganze einmal ganzheitlich aufzurollen – denn ich habe mit den Härchen nicht viel am Hut und habe noch keine Nachteile erlebt ( außer als Kind – den juckenden Rücken).

Aber es gibt Menschen die nicht so einen robusten Pferdemagen haben wie ich. Und ja vielleicht ist ja was dran, und ich habe mir vorgenommen das genauer zu untersuchen. Also:

Kerne drinlassen oder entfernen?


Lecker oder haarig – was steckt wirklich in der Hagebutte?


Die Hagebutte (meist Rosa canina, unsere liebe Hundsrose) ist nicht einfach nur ein hübsches Herbstmädchen – sie ist eine wahre Schatztruhe:

  • Vitamin C ohne Ende – teilweise 20x mehr als Orangen!

  • Carotinoide – gut für Haut, Augen und als Antioxidantien.

  • Flavonoide, Fruchtsäuren, Galaktolipide – entzündungshemmend und immunstärkend.

  • Und: Kerne mit wertvollem Öl – reich an ungesättigten Fettsäuren.


Klingt super, oder? Ja, wenn da nicht diese Haare wären!


Tabelle mit Nährstoffangaben der Hagebutte
Was ist drinnen? In der Hagebutte und in ihren Kernen! PDF zum download

Die Sache mit den fiesen Härchen, Kerne drinlassen oder entfernen?


Wenn du schon mal als Kind Hagebutten-Innereien in das T-Shirt deiner kleinen Schwester geschmuggelt hast, weißt du Bescheid: Diese Härchen jucken wie verrückt.

Und genau hier liegt der Knackpunkt:Die Kerne selbst sind nicht das Problem – sondern die feinen Stachelhärchen - Trichome, die sie wie ein Kuscheltier aus Glaswolle umgeben. Unter dem Mikroskop sehen sie aus wie Mini-Harpunen mit Widerhaken. Wer sie auf die Haut bekommt oder in roher Form isst, kann mit Reizungen rechnen. Mal mehr, mal weniger.

Kurz: Dies ist nicht gefährlich, kann aber ganz schön unangenehm werden.



Sind die Kerne der Hagebutte also schlecht?

Nein, sie sind sogar ziemlich wertvoll – zumindest, was ihre inneren Werte betrifft. Die Kerne an sich haben nicht diese Härchen, sondern liegen nur in einem stacheligflauschigen Bett aus Ihnen:

  • Das Öl der Kerne enthält Linolsäure, Alpha-Linolensäure und Antioxidantien.

  • In kosmetischen Produkten ist das Hagebuttenkernöl ein wahrer Luxus für unsere Haut; es ist  hautpflegend, regenerierend und wird bei Narben, trockener Haut und sogar bei Neurodermitis eingesetzt.

  • In der Nahrung stecken in den Kernen sekundäre Pflanzenstoffe und ungesättigte Fettsäuren, Proteinen, viele viele Mineralien – also kein Abfall!


Aber: Der Zugang zu diesen Nährstoffen gelingt nur, wenn die Kerne sehr fein gemahlen, gefiltert und in geeigneter Form verarbeitet werden (z. B. als Öl)



Wie die Hagebutte verarbeiten? Müssen die Kerne also rausgepult werden?


Das richtige Passieren hilft sich die Kollegen vom Hals ( Wortwitz!) zu halten. Willst du ein richtig wohlschmeckendes, Vitamin C reiches und reizhärchenarmes Hagebuttenmus? Dann schau dir meine rohköstliche Methode an:

 

Wichtig ist, das du dafür nur die weichen Hagebutten erntest oder die harten Früchte noch ca. 1-2 Wochen zuhause bei Zimmertemperatur lagerst. Dann werden sie auch weich.


Rohköstliches Hagebuttenmus – Schritt für Schritt:


  1. Die weichen Hagebutten sanft waschen, evtl. entstielen und die schwarzen Nopfen wegmachen. Das kann man schon einfach mit den Finger machen.

  2. Einmal kurz durch den Mixer damit sie grob zerkleinert werden, dann die doppelte Menge Wasser dazugeben.

  3. Nochmal mixen 😉

  4. Danach durch die Flotte Lotte oder besser ist durch ein feines Sieb passieren.

  5. Optional zusätzlich durch ein Passiertuch geben – falls du vorsichtig bist. Ist ein bißchen eckelig – man muss gut quetschen.

  6. Wenn überhaubt nötig, etwas Süße hinzugeben. Ich würde hier Ahornsirup nehmen.

  7. In Gläser füllen – fertig!

    Das Mus ist ist ca. 1 Woche im Kühlschrank haltbar. Kann aber gut und mit wenig Verlust an Inhaltstoffen portionsweise eingefroren werden.


👉 Kerne & Härchen bleiben im Sieb.

 So bekommst du ein Mus mit dem Besten aus der Frucht, ohne großes Risiko einer Härchenpenetration und du hast das (ja!) besten rohköstliche Hagebuttenmuss der Welt. So etwas findest du nirgends auf dem Markt.



Hagebuttenpulver selber machen


Du möchtest Härchenfreies-Pulver – nehme das Mus und breite es dünn aus – dörre es bei 40-45 Grad im Dörr-Automaten oder im Backofen ( Backofentür leicht geöffnet). Danach einmal im Mixer touren lassen bis es Pulver ist.




Tee aus Hagebutten – aber bitte richtig!


Halbierte, getrocknete Früchte am besten über Nacht einweichen, dann sanft erwärmen, abseihen und genießen. So bleibt das Vitamin C weitgehend erhalten und die Aromen entfalten sich optimal.


Hagebuttenöl – aus Frucht & Samen: Orangenes Gold für die Haut


So geht's: Ganze Hagebutten grob im Mixer zerkleinern, mit einem Schuss Alkohol die Zellwände aufschließen. Anschließend mit hocholeinhaltigem BIO Sonnenblumenöl (HO) in einem Topf auf 80–100 °C erwärmen. Dabei lösen sich die wertvollen Carotinoide – die dem Öl seine intensive Farbe und antioxidative Kraft verleihen. Nach etwa 20 Minuten abseihen – fertig ist dein orangenes Luxusöl für Hautpflege, Massage oder den Wildkräutersalat.


Fazit: Löffeln, schmieren, trinken – Hauptsache Hagebutte!


Ob du dein Hagebuttenmus nun löffelst, schmierst oder trinkst – die Hagebutte ist und bleibt ein echtes Geschenk der Wildnis.

Aber wie bei allem in der Natur gilt: Nur wer sie wirklich kennt, kann sie auch sinnvoll nutzen.


Also: Lass die Kerne mitspielen, aber zähme ihre wilden Haare – und du wirst mit einem Mus belohnt, das nicht nur den Gaumen kitzelt, sondern auch deiner Gesundheit schmeichelt.


Und wie gehst du mit den KERN-HÄRCHEN -Thema um?

Ich bin neugierig! Schreib es doch in die Kommentare!


Ich geh jetzt erstmal raus – aus den frischen, weichen Hagebutten das rohköstliche Mus zurzeln.

Neugierig auf mehr?


Wenn du beim nächsten Hagebuttensammeln nicht nur die Härchen loswerden,

sondern auch genau wissen möchtest, wann die Früchte am kraftvollsten sind, wie du sie sicher erkennst und was sonst noch in ihnen steckt – dann wirst du meinen Jahreslehrgang lieben.

Im „Wildpflanzen-Wegweiser“ begleite ich dich ein ganzes Jahr lang durch die Jahreszeiten. Du lernst, Wildpflanzen sicher zu erkennen, zu verarbeiten und in deinen Alltag zu integrieren –mit Rezepten, Heilwissen und praktischen Übungen, die wirklich hängenbleiben.

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4 Kommentare


Liebe Sandra, das war ja super informativ und dann werde ich mal Hagebutten sammeln gehen - durch meinen Garten und einmal drum herum. Kannst Du mir was zur Haltbarkeit von dem Mus sagen - einfrieren oder einkochen? Sicher sind dann die Inhaltsstoffe reduziert. Eigentlich fülle ich immer kochend in Twist off Gläser ab.

Ich freue mich auf eine Antwort und danke schon mal im Voraus!

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Du hast Recht - das ist eine wichtige Information, da wir bei der Rohköstlichen Verarbeitung keinerlei Konservierung haben. Das Mus ist ca. 1 Woche im Kühlschrank haltbar. Ich friere aber immer noch portionsweise etwas davon ein. Die Info habe ich in dem Artikel nun ergänzt. Viel Freude beim ausprobieren. Ein echtes Highlight.

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Liebe Sandra,

danke für diesen informativen Artikel. Gestolpert bin ich beim Hagebuttenöl über die Empfehlung von Sonnenblumenöl, von dem - was meine zahlreichen Informationsquellen betrifft - nahezu immer abgeraten wird. Gibt es alternative Öle für Dein Rezept?

Lieben Dank! Manuela aus Walchum

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Das Thema raffinierte Öl ist sehr kontroverse und es ist wichtig es von allen Seiten zu betrachten. HO-Sonnenblumenöl (HO = High Oleic) ist eine besondere Züchtung der Sonnenblume und unterscheidet sich deutlich vom herkömmlichen Sonnenblumenöl. Sie ist besonders reich an Ölsäure (Omega-9-Fettsäure), sie ist dadurch deutlich hitzebeständiger als normales Sonnenblumenöl und weniger anfällig für Oxidation (also das Ranzigwerden). Sie ist viel gesünder als Gedacht, kann vom Körper gut verstoffwechselt werden und enthält viele Antioxidantien (v. a. Vitamin E) und kaum Omega-6 – was ja bei zu hohem Konsum entzündungsfördernd wirken kann. Besondere Stärken bringt es in der Hautpflege mit. HO Sonnenblumenöl zieht besonders gut ein, ist sehr hautpflegend und kann somit wertvolle Pflanzenauszüge in die Haut einbringen. In der Hagebutte sind…

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